<<< | FRAU STANIS£AWA JARECKA |
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(... Auszug aus der Schulchronik ...) Weil ich in den Ruhestand gehe, übergebe ich diese Schulchronik in der Hände Anderer. Diese Chronik ist von mir kontinuerlich seit dem 1952 geschrieben. Die ersten Chronikjahre basierten auf Interviews und eigenen Erinnerungen.Mein ganzes Herz und ein Teil meines Lebens steckt in ihr. Ich hoffe, daß die Chronik nützlich sein wird. Ich habe mich immer gefreut, als die Schüler der 7-ten Klasse unter der Leitung von Frau Skoczeñ Maria während des Erziehungsunterichtes oder die Studenten des pädagogischen Praktikums in die Chronik geschaut haben. Zum Schluß einige Zeilen über mein Leben. Ich bin jetzt der älteste Lehrkörper. Mein Leben durchlief unterschiedliche, geschichtliche Momente. Ich war das Kind damaliger Polen, habe schreckliche Naziokkupation und schöne Zeiten in der Volksrepublik Polen überlebt. Es waren schöne und nette Zeiten, weil ich immer gesehen habe wie unsere größten Bemühungen um die größten Schätze - unseren Kinder- abliefen. Mit ihnen ist immer unser Leben mit Arbeit verbunden. Das ist der Grund meines heißen Patriotismus und meines großen Stolzes. Es ist auch der Grund meines großen Lebensoptimismus über das was Kollegin Zosia Baum beim meinem Abschied an der Schule verkündet hat. Ich bin am 18. September 1915 geboren und stamme aus einer Bauernfamilie. Mein Vater war Waisenkind, hat bißchen Schmiedehandwerk gelernt. Meine Mutter war Ackerlandeingentümerin von drei Morgen (Ackermaß 1 polnische Morge = 5.600 Quadratmeter). Aus diesem Grund führten die Eltern ein sehr bescheidenes Leben. Unsere Eltern haben immer den Wunsch gehabt, daß es uns besser ergehen wird und wir sollten gut ausgebildet werden. Dank der erhöten Arbeitsamkeit und der Vorsorglichkeit während unserer Kindheit (es waren fünf Geschwister) haben unsere Eltern die Ackerlanedfläche auf einige zehn Morgen erhöht. Sie konnten aus dieser Basis ihr eigenes Einkommen schöpfen. Wir alle wollten lernen. Aus diesem Grund war große Ausdauer und Kraft für die Bewältigung vieler Verzichte von Nöten mit dem Ziel, daß alle lernen konnten. Bis zur dritten Schulklasse habe ich in meinem Wohnort gelernt, die Schule und die Lehrerwohnung waren in unserem Haus. In der vierten Klasse mußte ich die 6 Km Strecke bis zur Grundschule in Parczewo zu Fuß bewältigen. Ich bin sehr hart und mit großer Überzeugung erzogen worden keinem Unterricht fern zu bleiben. Es war oft ein frostiger Winter und die Wege waren sehr schlecht. Bei Schneestürmen konnte man den Weg nicht finden, deswegen hat der Papi uns mit dem Schlitten zur Schule gebracht. Oft bin ich abends nach Hause zurückgekehrt, weil es unterschiedliche Außerunterrichten gab. Natürlich hatte ich kein richtiges Mittagsessen, nur ein Stück Brot mit Wurst für den ganzen Tag. Das habe ich schon auf dem Weg zur Schule aufgegessen. Niemals habe ich die Idee gehabt, nicht am Unterricht teilzunehmen. Die Bücher waren schwer zu kriegen und sie waren sehr teuer. Viele Tränen habe ich vergoßen, die alle Bücher zu bekommen. Die Eltern waren schon ein bißchen wohlhabender aber das Geld war für die Lehre meiner ältesten Schwester verbraucht, z.B. das Internat kostete 75 Zloty monatlich. So sah das Leben des glücklichsten Kindes im Dorf aus; eines Kindes, das 6 Klassen der Grundschule absolviert hat und nach Chelm Lubelski zum Eignungstest für den Grundkurs fuhr. Es waren viele, begabte Kinder, aber oft waren viele Kinder dabei, die aufgrund ihrer finanziellen Situation den Weg in die Welt und der Erfüllung ihrer Wünsche verschlossen blieb. In dieser Zeit hatte meine älteste Schwester staatliche Lehrerseminare für Mädchen in Chelmno Lubelskie abgeschlossen und fing als Lehrerin an zu arbeiten. Jetzt konnte sie meinen Eltern finanziell helfen. Das Leben in Internat war sehr schlecht, oft habe ich mit Ungeduld auf Abendbrot oder Mittagessen gewartet. Aber die Erzieher waren in Ordnung. Es war eine reguläre Lebensführung und gemeinsames Spazierengehen. Diese Arbeit war nach dem Daltonsystem ausgerichtet, die größte Ausdauer verlangte. Wenn ich während des Selbststudiums über mein Elternhaus geträumt habe, dann mußte ich in der Nacht im kalten Flur Hausaufgaben machen. Ich habe mich für Sport interessiert, oft habe ich die Auszeichnungen und Diplomen in der Disziplin Weitsprung gewonnen. Nach Abschluß des Seminars habe ich ein Praktikum ohne Entgeld in Lomza im Kreis von Bielsko gemacht. Ich habe alle Unterrichtsstunden, die keine meiner Kollegen halten wollte, genommen. Es waren schwierige Klassen, ich mußte die Kinder wie an einer Schnurr sonntags in die Kirche führen. Es waren Schulveranstaltungen und Musterunterrichte, die für die Lehrerkonferenz bestimmt war. Das alles war für die Praktikantin bestimmt und ohne Bezahlung - kein Geld ein ganzes Jahr lang. Wie ist es in den heutigen Wirklichkeit? Ich denke an junge Lehrer, die mit großer Fürsorge des Volksstaates umgegeben sind. Aber ich war stolz mit mir und glücklich, es waren die Jahre der Arbeitslosigkeit. Die Hoffnung hat schon aufgeblitzt,eine feste Einstellung zu bekommen. Aber eine feste Einstellung mit Überstunden in vier Dorfschulen für die Bezahlung von 36 Zloty folgte erst nach einem Jahr. Natürlich haben mich meine Eltern unterstützt und endlich habe ich ein Lehreretat in Kazimierowka, ein kleines und armes Dorf, erhalten. Bis zum nahligenden Städtchen waren es ganze 10 KM. Es war der erste Absprung vom besten, elternlichen Flügel. Es war eine selbständige Stelle für eine schon zwanzigjährige Lehrerin. Das Klassenzimmer mit der Fläche von 16 M2 war bei einem Bauer untergebracht und mein Zimmer war 8 M2 groß. Die Kinder sind sehr gern zur Schule gegangen, oft habe ich sie zu Hause besucht. Ich kannte ihr Leben und alle Umstände. Nach einem Jahr habe ich geheiratet und bin in eine andere Siedlung, Bekisza Kreis Chelmno, unter der Leitung meines Mannes gegangen. Dort habe ich ein praktisches Examen mit dem Ergebnis sehr gut abgeschlossen. Dort hat meine Tochter Barbara die Welt erblickt. Dann, im Jahre 1939, Okkupation und Rückkehr zu den Eltern. Aufgrund der Verordnung muß jeder auf eigene Faust Arbeit finden und dort hingehen, wo die Lehrkräfte fehlen. Mitte September habe ich im Dorf Plebania Wola - 3 KM entfernt vom Elternhaus - die Arbeit angefangen. Dort habe ich ohne Entgeld bis zum April 1940 gearbeitet. Die Menschen waren gut und einfach. Sie haben uns oft vor der Verhaftung gewarnt. Viele sind im KZ Majdanek umgekommen. Das Leben der Kinder war sehr hart und perves. Nimand wußte was mit ihnen passieren wird. Nach erfolglosen Verhaftungsversuchen meines Mannes habe ich mich sehr lange in Kellern und Dachböden versteckt. Am Tageslicht war es unruhige Arbeit und in der Nacht das Umherirren. Kann man das Schreckensbild vergangener Tage mit der heutigen, ruhigen Wirklichkeit vergleichen? Die Befreiung erlebte ich auf dem Weg nach Lublin-Parczew. Ich hatte das Glück, die glücklichen Gesichter unserer Partisanen in Lubartow zu sehen. Ich habe das Gefecht mit Deutschen erlebt und auch den dahinjagenden russischen Soldaten mit dem Ruf "Na Germanca". Diese Augenblicke muß man selber erleben und ich habe sie mit vielen Glückstränen genossen. Im Jahre 1946 bin ich in Gdansk gereist. Damals waren die Herren Osóbka-Morawski und Chabior Schulinspektoren. Ich habe eine Versetzung in die Schule "Szkola Cwiczen" beim Staatlichen Pädagogium in Oliva - heutige Grund- und Realschule Nr. 23 - erhalten. Die Arbeit war gut. Ich habe u. a. bei Volkszählung, Kampf gegen den Analfabetismus und im Einheitskomitee der Volksfront gearbeitet. Für das alles habe ich eine Ehrenurkunde erhalten. Die ersten 5 Jahre, d.h. seit 1947 bis 1952 habe ich die Schulspeisung geleitet. Die Arbeit ging über meine Kräfte weil der Elternausschuß nicht aktiv war. Es waren viele Kinder, die dieser Aktion unterlagen. Im Mai 1952 habe ich bei Vorarbeiten für die Erstellung von Personalausweise mitgeholfen. Nach dem Kursabschluß für Instruktore und Leiter der Methodkollektiv in Bydgoszcz habe ich die Funktion der stadtlichen Instruktore des Verfassungswissens begleitet. Während der Ferien habe ich Kurse für NOK in Olsztyn abgeschlossen. Im Jahre 1953 war ich Mitglied der Examenkommission im Bereich der Ideologienschulung. Zwei Jahre war ich die Vorsitzende der innerbetrieblichen Gewetkschaftsorganisation für die Schulen Nr. 23 und 36. Im Jahre 1954 bekam ich die Betreuerfunktion der Pfadfindermannschaft. Die Eltern (Trapp, Baum, Wo¼niak u.a), sie kannten die Pfadsfinderaufgaben, sind von mir in die Arbeit eingebunden worden. Die Arbeit war dann erst richtig lebendig, die Treffen waren sehr interessant. Die ersten zwei Jahre fanden täglich mit Morgenappellen statt. Im Jahre 1957 ist von mir eine sogenannte Schülerselbstverwaltung in der Schule gegründet worden. Ich organisierte viele Treffen mit Wissenschaftlern und interessanten Menschen aus der Umgebung. Es ist auch ein Kontakt mit der Redaktion "¦wiatem M³odych" geknüpft und viele Ausflüge in die Häfen und Betrieben organisiert worden. Im Rahmen der Selbstverwaltung bildete ich ein Komitee für Naturschutz und blieb über 5 Jahre ihre Betreuerin. Ich war eine ständige Verbindung mit dem Elternausschuß im Auftrag des Pädagogiksausschußes. Mehrere Jahre habe ich gemeinsam mit Jugendlichen das Altenheim in Oliva betreut. Es waren enge Kontakte mit dem Kulturjugendhaus geknüpft worden. Unsere Judendlichen haben dort bei Tanz-, Musik- und Fanfarmannschaften teilgenommen. Die ganze Zeit meiner Arbeit als Lehrerin über organisierte ich unterschiedliche Veranstaltungen und Feierlichkeiten. Es macht mir viel Freude. Ich habe viel in der Schule mit Schülern gespielt. Es waren Veranstaltungen für die Kindergärten und anderen Kreisen. Meistens fanden (8) Erzählungen von Andersen und auch Märchen wie "Balladyna" oder "Aschenputtel" u.a. statt. Zusätzlich gab es Veranstaltungen für die Abendsschule, für Berufstätige, für Stadtkomitees sowie für Bauarbeiter. Wenn meine Hände nicht voll mit Arbeit belegt waren, füllte ich mich etwas unterdrückt. Für meine Arbeit erhielt ich die Auszeichnung des "Silbernden Kreuzes", mehrere Diplomen, Dankesreden und Anerkennungen. Aber das Wichtigste; mehrere Jahre habe ich ein Sozialzuschuß erhalten, der mich sehr zu der Arbeit verpflichtet und mobilisiert hat. Für vieles bin ich dem Schulleiter dankbar, der mit ganzem Herzen mir die Arbeit in der Schule übergelassen hat. Er hat sich nicht nur um das Aussehen der Schule bemüht sondern auch um bessere Noten für jeden Schüler gekämpft. Ich bin der Kameradschaft dankbar dafür, daß wir gemeinsam und herzlich so große und zusammengespielte Schulfamilien gebildet haben.
Stanis³awa Jarecka
Übersetzung : Bogdan Go³uñski |